URBAN FOLKTALES (CD)

ACT MUSIC + VISION 2012

20. Dezember 2012
JBBG - Jazz Bigband Graz
ACT MUSIC + VISION 2012
Producer: Horst-Michael Schaffer
Number of discs: 1

TRACKLIST

  1. Urban Tribes – Introduction [04:18]
  2. Seelenbaumeln [10:44]
  3. Space Trip – The Day We Landed [11:08]
  4. High Voltage [07:28]
  5. Rêve Africain [18:15]

MUSICIANS

woodwinds: Heinrich von Kalnein, Christoph Pepe Auer, Johannes Enders (on #05 only), Robert Friedl (on #04 only), Herb Berger, Klaus Gesing (on #04 only), Martin Harmstrumpets & flugelhorns: Bernhard Nolf, Andy Pesendorfer (on #04 only), Axel Mayer, Horst-Michael Schaffer, David Jarh trombones: Reinhard Summerer, Robert Bachner (on #04 only), Philip Yaeger (on #04 only), Daniel Riegler, Wolfgang Tischhart syntheziser & keys: Uli Rennert acoustic bass & cello:Henning Sieverts drums & electronics: Gregor Hilbe theremin: Barbara Buchholz electric hurdy gurdy: Matthias Loibner electric zither: Christof Dienz

 

Special Guests: vocals on #02 & 03: Theo Bleckmann guitars & e-bow on #01, #03  & #06:Nguyên Lê trombone on #04: Gianluca Petrella trumpet on #02: Verneri Pohjola vocals on #05:Hadja Kouyaté

CREDITS

Recorded by Johannes Wohlleben at TomTone Productions Thalberg, Austria on July 18-22 2011. Recording assistant: Thomas Hofstädter. “High Voltage” recorded at Bauer Studios Ludwigsburg, Germany in September 2008 by Johannes Wohlleben. Recording assistant: Dorothee Badent. Hadja Kouyaté recorded at Audiolane Paris, France by Bruce Cerbit on October 27 2011 and produced by Gregor Hilbe. Edits by Christofer Frank at TheBox, Graz, Austria on July 23-27, August 17-19 and September 19 2011. Mixed by Johannes Wohlleben at Bauer Studio, Ludwigsburg on September 21-25 2011. Mastered by Martin Scheer, St. Pölten, Lower Austria on November 20 2011. 

Pre-production and programmings by Gregor Hilbe, Basel, Switzerland.

All Compositions by Horst-Michael Schaffer andHeinrich von Kalnein. The song “Seelenbaumeln” is based on the chords of “Seelenbaumel” from Christof Dienz.

Produced by Heinrich von Kalnein & Horst-Michael Schaffer. Co-Produced by Gregor Hilbe. Executive Producer: Siggi Loch

PRESS REVIEWS

WWW.EASYVOYAGE.DE (DE)  JAZZ AUS DEM ALPENLAND

Die im Jahr 1998 gegründete Gruppe JBBG-Jazz Bigband Graz veröffentlicht im April ihr neuestes Album “Urban Folktales”, ein einzigartiges Gesamtkunstwerk, das seine Hörer mit vielseitigen Songs faszinieren wird. Eine Mischung aus Swing, groovigem Rock und typisch österreichischen Elementen findet sich auch dem neuesten Album. Besonders empfehlenswert ist das Stück “Seelenbaumeln”, das mit seinem österreichischen Einschlag beeindruckt oder auch “Reve Africain”, bei dem der Hörer von der Sängerin Hadja Koujaté in Großstadtsphären entführt.

Einige der besten österreichischen Jazz-Musiker, sowie vielseitige Künstler aus dem Nachbarland Deutschland verführen die Fans mit einer außergewöhnlichen Bandbreite.

Zudem bringen Beiträge von Künstlern, wie dem amerikanischen Echo Jazz Gewinner Theo Bleckmann oder dem italienischen Posaunisten Gianluca Petrella, internationales Flair in die Musik.

THE GUARDIAN (UK)  AGREEABLY ACCESSIBLE, SOMETIMES INSPIRED, AND TRENCHANTLY PERFORMED

Jazz Bigband Graz was founded in 1998, and has devoted itself to a world music mix from Europe and Africa, and traditional jazz methods coloured by contemporary electronica. Kurt Elling, Take 6 and Jon Hendricks have all guested with JBBG, and the vocalist here is the intriguing Theo Bleckmann, who has interpreted artists as varied as Charles Ives and Kate Bush. The burnished sound of Finnish trumpeter Verneri Pohjola, the inquisitiveness of Italian trombonist Gianluca Petrella and the tone-bends and raw rock power of French-Vietnamese guitarist Nguyen Le also make key conributions. Urban Folktales organically joins six rich-textured pieces, embracing softly pulsing minimalism reminiscent of the Necks, recorded speech from Apollo space missions from which deep brass and chanting vocals rise, and a standout track in the almost 20-minute Reve Africain. This fine showcase for Guinean singer Hadja Kouyate’s imploring vocals and Johannes Enders’s tenor sax is an African incantation that drops to a Gil Evans-like orchestral glow, before sprinting back into a sax-led shuffle. Elsewhere, the set’s eclecticism has a bland and borderline-smooth gloss at times, but Urban Folktales is agreeably accessible, sometimes inspired, and trenchantly performed world-jazz.

May 17th 2012

STERN (DE)  FEINE GRAZWANDERUNG

Wie man es dreht und wendet: Bigbands umwehen den Hauch des Gestrigen. Die JBBG – Jazz Bigband Graz belebt die grosse Tradition des orchestralen Jazz mit ungewöhnlichen Mitteln: Fein austarierte Arrangements, elektronische Verfremdungseffekte und eine clevere Dramaturgie zwischen Lounge und Ekstase machen “Urban Folktales” zu einem Glücksfall – so modern und spannend klang dieses Genre schon lange nicht mehr.

Tobias Schmitz, 3. März 2012

RUHRJAZZ.NET (DE)  KONZERT JAZZFEST BONN 19.5.2012

JBBG | Frisch, groovig und abwechslungsreich

Welch ein Abend, was für ein Konzert, welch ein Jazzfest in Bonn. Zum Abschluss spielte die Jazz Big Band Graz (JBBG) in der Bundeskunsthalle und brachte sie zum Kochen. Zu Beginn des letzten Konzertabends hob der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch noch einmal die Bedeutung des Jazz und die des Jazzfestes hervor. Er betonte in seiner kurzen Ansprache, dass für ihn der Jazz den Zeitgeist spiegelt und das Jazzfest eine Brücke zum modernen und internationalen Bonn schlägt. Für ihn leistet dieses Fest so einen erheblichen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der Stadt Bonn.

Wie wahr, denn auch im dritten Jahr ist das Jazzfest unter der Leitung von Peter Materna gewachsen. Ein attraktives Angebot sorgte dafür, dass so gut wie alle Konzerte ausverkauft waren. Die Menschen lechzen scheinbar nach kreativer Musik und neuen Impressionen. Immer mehr sind den medialen und musikalischen Einheitsbreis leid. Eine Chance für den Jazz? Genau in diesen Kontext passt die Jazz Big Band Graz wie kaum eine andere Formation. So sollte eine Big Band heute klingen. Frisch, groovig und abwechslungsreich. An- und aufregend die Kompositionen und Arrangements. Quartett, Quintett, Septett included. Feinste Soli für Trompete, groovig das Schlagzeug, Tiefenwirkung der Keyboards, phänomenal das Saxophonsolo des frisch gekürten Jazz Echo-Preisträgers Johannes Enders. Gänsehaut. So hat der Jazz eine Chance wieder Kontakt zum jüngeren Publikum zu bekommen.

Was die beiden Leiter, Heinrich von Kalnein (Saxophon/Querflöte und übrigens: gebürtiger Neusser) und Horst Michael Schaffer (Gesang/Trompete) da auf die Bühne bringen ist schlicht und ergreifend und ohne zu übertreiben sensationell. Sechszehn erstklassige Musiker überfluten mit den Kompositionen der beiden den Saal. Das Publikum, hingerissen und erstaunt. Begeisterte Kommentare nach den Stücken unüberhörbar. Der Sound der Big Band ist einfach fulminant, schlägt eine Brücke zwischen dem traditionellen Big Band Sound und dem modernen groovigen Jazz.

Nicht ganz so glücklich war die Wahl der Reihenfolge der beiden Konzerte an diesem Abend. Nach der wunderbar lebendigen Musik der Big Band folgte gleich im Anschluss die etwas sperrige und minimalistische Musik der Norma Winstone. Sich auf diese Musik einzulassen war da nicht mehr so leicht. Etwas erleichtert wurde der zu überwindende Kontrast durch das phantastische Klarinettenspiel von Klaus Gesing (übrigens: gebürtiger Düsseldorfer), der auch bereits mit der Jazz Big Band Graz spielte. Insgesamt ist festzustellen, dass das noch verhältnismäßig junge Jazzfest Bonn ein beeindruckendes Beispiel dafür ist, dass der Jazz keineswegs tot ist, sondern im Gegenteil dabei ist, eine Renaissance zu erleben. Freiheitsliebend mit hoher Individualität in der musikalischen Darbietung, berührend aber vor allem sehr sehr vielfältig.

Bonn 21.5.2012, Text: bz

MICA (A)  GESAMTKUNSTWERK

Es ist der mehr als nur gelungene Ausbruch aus dem üblichen Bigband Format, es ist die beeindruckende moderne Neuinterpretation des traditionellen Sounds dieses musikalischen Ansatzes, den die Jazz Bigband Graz auf ihrem neuen Album „Urban Folktales“ (ACT Music) auf faszinierende Art vollzieht. Was das Ensemble unter der Leitung von Heinrich von Kanlein und Horst-Michael Schaffer auf den Weg bringt, ist schlicht die virtuos dargebrachte und in wunderbar vielschichtige Stücke übersetzte musikalische Freiheit. Grenzen, welcher Natur auch immer, gibt es keine, vielmehr verweben sich in der Musik der Bigband auf unnachahmliche Weise die verschiedensten Spielformen zu einem faszinierenden und ungemein vielschichtigen Hörerlebnis. Live erleben kann man dieses außergewöhnliche Orchester in den Hallen der Stadtwerke Hartberg am 4. Mai.
Was die Jazz Bigband Graz fabriziert, fällt in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Sich komplett aller Tradition, allen Begrifflichkeiten verweigernd, erschafft das vielköpfige Ensemble ein über alle Maße kunstvolles Klanguniversum, welches an Farbenreichtum und stilistischer Vielfalt kaum zu übertreffen ist. Musikalisch wird der Geist der Offenheit zelebriert und, mit dem Ziel etwas Originäres und komplett Neues zu formen, die Öffnung hin zu allen Seiten betrieben. Wiewohl die in die Musik einfließenden Elemente nicht mannigfaltiger und unterschiedlicher sein könnten und die Kompositionen in ihrer Art nicht komplexer und gewagter, fesseln sich die Stücke den Hörer doch vom ersten Ton an. Sie erschließen sich schnell, umschifft das Orchester durch sein dezentes Spiel doch gekonnt alle Kopflastigkeit.
Besonders beeindrucken die weiten und mit vielen kleinen versteckten Nuancen gespickten Spannungsbögen, welche die mit einigen der besten österreichischen, schweizerischen und auch deutschen Jazzern besetzte Bigband entwirft. Sich unaufhörlich steigernd und aufbauend, entwickeln die insgesamt sechs Stücke eine ungemeine Dichte und Atmosphäre, die den gesamten Raum bis in den letzten Winkel ausfüllt. Fast schon meditativ anmutenden Passagen folgen richtig schön groovende Rockmomente, schrägen verspielten Jazzentwürfen orchstrale Einsätze, experimentellen elektronischen Soundspielerein nahe an die Drum’n’ Bass-Ästhetik heranreichende Rhythmusausbrüche, urbanen Klangmotiven weltmusikalische Wendungen. Das Schöne ist, dass man zu Beginn nie weiß, in welche Richtung die Reise geht.
„Urban Folktales“ lädt ein, sich in eine faszinierende Klangwelt zu begeben, sich mit einer Musik zu konfrontieren, welche, allen Definitionsversuchen entzogen, quasi als Gesamtkunstwerk für sich steht. Es gibt unzählige Versuche neuartiger Musikentwürfe, in diesem Fall ist dieser aber auf unvergleichliche Art geglückt.

mt from Music Information Center Austria, April 2012

LEIPZIGER VOLKSZEITUNG (DE)  DRUCKVOLL UND ZEITGEMÄSS

Druckvoll, zeitgemäss und in mächtiger Mannschaftsstärke haben die Zeremonienmeister Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer mit ihrer Bigband auf bisher zwei CDs und in grandiosen Live-Performances der einstigen Königsklasse des Jazz ein frappierendes Update verpasst. Ihr Orchester ist nicht nur personell ein Who’s who des deutschsprachigen Jazz, sondern auch ein Ideenpool dafür, was im Breitwandformat alles möglich ist, wenn man über die Klischees hinausdenkt. Electronics, spacige Klänge, richtige Ohrwurmsongs und immer neue Finten: All das ist wieder da, nur klingt es ein wenig so, als wäre es jetzt in seiner klassischen Phase angekommen. Das kommt versiert und weniger spontan daher, irgendwie schaumgebremst, hört sich mehr nach Ankunft denn nach Aufbruch an.

Ulrich Steinmetzger, 4. Mai 2012

JOIN MUSIC (DE)  DAS ERREICHEN DER ASYMPTOTE

Don Ellis, Ivan Jullien, Herb Geller, Henry Threadgill und ja, auch Gil Evans und Maria Schneider – die Liste der Wahl-Klangverwandten ist zwar nicht beliebig verlängerbar, beeindrucken tut sie dennoch ganz gehörig.

Das Gruppenformat Big Band ist – man muss das so schreiben – ein Dinosaurier. Und – um beim Bild zu bleiben – damit eigentlich ausgestorben. Aber – und jetzt freut sich das Phrasenschwein erst richtig – Totgesagte leben länger. Und nun hinfort mit der Möchtegern-Morbidität. Wie die Jazz Big Band Graz beweist, ist Big Band Jazz immer so lebendig wie man ihn spielt. Ginge es nur nach dem neuen Album des reichlich internationalen Ensembles – das Konzept Big Band hätte nicht anders entworfen werden dürfen. Beileibe keine Selbstverständlichkeit für ein Ensemble, das ohne Gäste 16 Mitglieder zählt.

Trotz der bereits bei der Gründung 1998 unüberseh- und vor allem -hörbaren individuellen Qualitäten bedurfte aber auch dieses Klangkollektiv einer Entwicklung, die spätestens mit der Übernahme durch Heinrich von Kalnein und Horst-Michal Schaffer vor gut 10 Jahren einen entscheidenden Schub erfuhr. Ein halbes Dutzend und von der Kritik gefeierten Veröffentlichungen später, scheint den beiden Orchester-Chefs mit “Urban Folktales” gelungen zu sein, was als mathematisch unmöglich gilt: das Erreichen der Asymptote, in diesem Fall das selbst gesetzte Ziel Klangdideal.

Ließ sich die Verschmelzung von Elektronika und Big Band Sound auf dem Vorgänger –Album “Electric Poetry Lo-Fi Cookies” noch ein wenig holprig und irgendwie disparat an bzw. wies eine nicht repräsentative Nähe zu Jazzlektro-Künstlern wie Bugge Wesseltoft oder Brandt Brauer Frick auf (von “The Smile of Smiles” einmal abgesehen), hat die Jazz Big Band Graz mit “Urban Folktales” eine Klangeigenständigkeit erreicht, die in dieser Güte ihresgleichen sucht – und selbst bei Claudio Puntin und dem Lucerne Jazz Orchestra nicht findet. Deren “Berge Versetzen” war ja nun auch nicht so ganz ohne – das mächtig Elegische der detailreich arrangierten Fusion von Bläserflächen und feinstens ziselierten Elektro-Teppichen aber geht den Schweizern ab – JBBGs “High Voltage” ist ein besonders gelungenes Beispiel.

Klangentscheidend ist dabei, dass die elektronischen Elemente dem restlichen Sound-Spektrum nicht oktroyiert bzw. untergeschoben werden, sondern zu gleichen Teilen emanzipiert und subtil in den Entstehungsprozess einfließen, wie jede andere Instrumentalstimme auch – ein Verdienst, den sich zu aller erst Schlagwerker und Knöppe-Programmierer Gregor Hilbe auf die Sticks schreiben darf. Das Ergebnis oszilliert zwischen klanglichen Grauzonen und fließenden Übergängen, die so manche eineindeutige Identifikation erschweren: sind das gesamplete Grillen, ist das noch E-Zither, ein Beitrag des vietnamesischen Gast-Genius Nguyên Lê oder doch schon die durch den Synthi-Wolf gedrehte Theremin von Barbara Buchholz. Für das einzige weibliche Mitglied der Big Band aus Graz waren die Aufnahmen zum vorliegenden Album ihre letzten – sie verstarb im April nach langer Krankheit.

Dass die Big Band noch sehr viel mehr kann als mit androgyn-ätherischem Ambient à la “Seelenbaumeln” und “Space Trip – The Day We Landed” (beides Nummern, auf denen Gast-Sänger Theo Bleckmann zwar passt, aber nicht nachhaltig genug punktet) zu überzeugen, offenbart sich auf der zweiten Hälfte des Albums. Einmal mehr zeigt sich hier die Klasse von Taktspender Gregor Hilbe. Spärlich bis wohldosiert hält er zusammen, was Holz und Blech als Grundlage voraussetzen müssen können, um so zu brillieren wie auf auf dem schon erwähnten “High Voltage” oder “Coming Home”. Mit seiner dynamischen Bandbreite evoziert Letzteres auf fast unheimliche Weise Erinnerungen an Peter Herbolzheimers “My Kind Of Sunshine”. Dass der nicht nur vom Grazer Ensemble, sondern auch von seinen Gast-Solisten mehr als angetan gewesen wäre, dafür verwettet der Autor seine halbe Plattensammlung: Gianluca Petrellas Posauen-Solo ist umwerfend, Verneri Pohjolas Trompeten-Alleingang nicht minder. Und das zwischen Arabien und High-Life changierende Aroma, das Hadja Kouyaté “Réve Africain” verleiht, möchte man am liebsten unter freiem Himmel erleben, ein hitzig-staubiger Sonnenuntergang inklusive.

Gäbe es einen Hörer-Kummerkasten, würde sich hier nur eine einzige Notiz finden, Betreff: Sound. Weil die JBBG den Gesamt-Satz-Klang den einzelnen, aus zwei oder drei Instrumenten bestehenden und sich möglicherweise kreuzenden Klangzellen vorzieht, geht die Dominanz der oft delikat ausbalancierten Hölzer und Bleche vollkommen in Ordnung. Allerdings zu Lasten der originären Rhythmus-Fraktion. Auch wenn das Schlagzeug rockt – weniger Drum’n’Bass Soundästhetik wäre an dieser Stelle mehr: Toms und Bassdrum klingen stellenweise farblos. Und auch der Bass ist dann und wann blass. Vermutlich hat sich aber auch Jaco Pastorius so etwas vorwerfen lassen müssen …

Die Jazz Big Band Graz hat den Big Band Jazz nicht neu erfunden – sie hat ihn vom musealen Korsett befreit, nackig gemacht und zeitgeistig eingekleidet. Steht ihm gut. Sehr gut sogar.

Join Music Magazin, 4. Mai 2012

JAZZTHING (DE)  EIN KLEINES BIG-BAND-WUNDER

Ein kleines Big-Band-Wunder kommt aus Graz. Seit Jahren haben Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer dem Grossensemble eine ganz besondere Ästhetik verpasst, einen grossen Anteil daran hat der Schlagzeuger und Elektroniker Gregor Hilbe. Auch auf “Urban Folktales” kreiert die JBBG sechs mächtige Klanggebilde, die durch diverse Gäste ihren ganz besonderen Dreh erhalten. Sänger Theo Bleckmann macht aus “Space Trip” einen ebensolchen und verleiht in “Seelenbaumeln” einer introspektiven Sehnsucht Ausdruck. Der italienische Posaunist Gianluca Petrella versetzt “High Voltage” unter Hochspannung und die Sängerin Hadja Kouyaté führt die Big Band in “Rêve Africain” unter tatkräftiger Unterstützung von Johannes Enders nach Afrika. Nicht vergessen sollte man auch Nguyên Lê. Der Tausendsassa aus Paris versetzt die Hälfte der Titel mit seinen Zaubereien an Gitarre und E-Bow. Die Ornamentik von Philip Taaffe auf dem Cover deutet schon an, wie weit die musikalischen Reisen der Jazz Bigband Graz gehen.

Rolf Thomas, Juni 2012

JAZZ SPECIAL (DK)  EUROPÆISK STORBYMUSIK AF DEN FINESTE SLAGS

Hvis man synes at bigbands som århusianske Blood Sweat Drum’n’bass Bigband eller Lars Møllers The Orchestra er toppen, er det en rigtig god grund til, at opsøge det østriske bigband Jazz Bigband Graz. De har gennem årene arbejdet med så forskellige folk som Bob Mintzer, John Hollenbeck og flere andre fornyere af bigband genren. I spidsen for big bandet står saxofonisten Heinrich von Kalnein og trompetisten Horst-Michael Schaffer. De har også skrevet musikken på en plade der alle måder imponerer. Det er nutidig europæisk storbymusik af den fineste slags. Der er så mange forskellige musikalske stilarter og elementer indblandet på den aktuelle plade, at man bliver held forpustet – men aldrig sættes af.

På intronummeret er der mellemøstlige toner men herudover høres også en elektrisk drejelire og den fransk-vietnamesiske guitarist Nguyên Lê. På det følgende nummer møder vi den amerikaniske sanger Theo Bleckmann, der på tysk synger den over hundrede år år gamle lied Seelembaumeln. I det samme nummer møder vi også den finske trompetist Verneri Pohjola og Barbara Buchholz på theremin. Nguyên Lê’s heftige guitar dukker op igen på rumfartshyldesten Space Trip – The Day We Landed, hvor et behersket electronicablippet beat folder sig ud under nummeret. Den italienske trombonist Gianluca Petrella giver en solo på High Voltage, der befinder sig i en støvet afklarethed. Han er fænomenal. Igen suppleres trommerne med electronicabeats denne gang fra den hurtigere drum’n’bass-genre.

Inden det hele samles på pladens afslutningsnummer Coming Home, er et besøg på det afrikanske kontinent på sin plads. Rêve Africain’s indledende duet mellem den kraftfulde sangerinde Hadja Kouyaté fra Guinea og den tyske saxofonist Johannes Enders er berusende smuk. Her mødes lyden af den klassiske natklubjazz med lyden af savannen. Når man kaster så mange bolde op i luften er den en risiko for, at det bliver noget værre rod. Men von Kalnein og Schaffer holder hovederne kolde.

De har skabt et smukt musikalsk billede af en storby i Europa. Det kunne være i Østrig eller et held andet land. Her er noget af det der kan være med til, at bære big band musikken ind i fremtiden i Europa. Et stort sammenhængende og farverigt kludetæppe, der kan tåle at blive grugt. Her er ingen hilsener til Ellington og Basie. Men mange hilsener til mangfoldigheden.

Niels Overgård, April 2012

FRÄNKISCHE NACHRICHTEN (DE)  KONZERT WÜRZBURGER HAFENSOMMER JULI 2012

So rockig kann Bigband-Jazz sein: Die jbbg – Abkürzung für Jazz Bigband Graz – war am Sonntag beim Würzburger Hafensommer und hatte ihr neues Programm “Urban Folktales” dabei. Das ist mehr als die Aneinanderreihung von sechs längeren Stücken: “Urban Folktales” stellt die solistische Kompetenz der Mitglieder von jbbg vor, es lässt hören, wie moderner großorchestraler Jazz aufgebaut ist und es macht durch eingespielte Filme und eine dezente Lightshow den Auftritt zum Gesamtkunstwerk.

Jazz Bigband Graz – das hört sich bieder an und ist stattdessen aufregende Musik. Jazz, der sich bei der Rockmusik bedient, in der der Synthesizer seinen selbstverständlichen Platz hat und der gleichzeitig in die Regionen der avanciertesten zeitgenössischen U-Musik führt. Nicht umsonst zählt das Vienna Art Orchestra zu den Vorbildern der jbbg-Jazzer. Die sechs Titel – “Urban Tribes”, “Seelenbaumeln” (mit einem Text des Heimatdichters Peter Rosegger), “Space Ship – The Day We Landed”, “High Voltage”, “Rêve Africain” (mit der zugespielten Stimme von Hadja Kouyaté) und “Coming Home” – tragen alle eine Handschrift, die der beiden musikalischen Leiter Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer. Ihre Musik wirkt ungeheuer homogen, obwohl sie Anregungen aus ganz unterschiedlichen musikalischen Bereichen ziehen. Neben den anspruchsvollen Bläserarrangements, dem makellosen Gruppenklang, ist es vor allem die Öffnung zur Fusion-Musik und zur Elektronik, die die jbbg auszeichnet. Und die jbbg-Musiker können auch solo: Heinrich von Kalnein mit irren Läufen auf seinem Sopransaxophon oder Uli Rennert an der Lap Steel Guitar, Henning Sieverts am Bass und Drummer Gregor Hilbe. (…)

Jürgen Strein, Fränkische Nachrichten, July 2012

CUADERNOS DE JAZZ (ES)

Obra variopinta, ambiciosa, audaz en sus planteamientos y conceptualmente barroca. La escritura tiene una importancia difinitoria y dfinitiva, administrando muy bien los climas, poniendo en valor tanto la electrónica como la voz, que juegan un papel decisivo aunque también discutible -sobre todo la segunda- en el clima de estos Urban Folktales. El ejemplo más paradigmático lo encontramos en los casi veinte minutos de Rêve Africain divididos en dos partes: la duración es excesiva y, en mi criterio, la voz de Hadja Kouyaté encaja con dificultad en el conjunto. Por en medio unos solistas invitados que ilustran adecuadamente su espacio acercando la prolija escritura a una escala, digamos, más asequible: Verneri Pohjola, magnifico trompetista, autor del solo en Seelenbaumeln, el de más peso de toda la obra; o Gianluca Petrella, elegante trombonista en High Voltage, a pesar del titulo el capitulo más relajado de Urban Folktales; o finalmente, uno de los codirectores, Horst-Michael Shaffert al saxo soprano, que ejecuta un sensible solo en la conclusión Ilamada Coming Home. Obra algo espesa pero bien intencionada que merece una desprejuiciada escucha.

Vicente Ménsua, marzo-2012

AUDIO (DE)  JAZZ CD DES MONATS

Als in den fünfziger Jahren die Big Bands von der Bildfläche verschwanden, lag das nicht nur an der sich beschleunigenden Entwicklung, die kleine Ensembles und andere Stilistiken bevorzugte, sondern auch an der Verbissenheit, mit der Jazzhörer im Kern am Modell der Swing-Ära festhielten. Natürlich wurde viel ausprobiert, manches auch entgegen den Trend erfolgreich. Verankert aber blieb in den Köpfen eine Klangsprache, die Miller, Goodman, Ellington geprägt hatten und die erst langsam neue Wege wagte. Die Neunziger wwaren da wichtig mit Combos wie der Mingus Big Band, dem auf subversive Weise konservativen Vienna Art Orchestra oder dem Orchester von Maria Schneider. Doch genau genommen gehen erst jetzt grosse Ensembles mehr als einen Schritt weiter. Sie heissen Ensemble Denada, Kaspar Ewalds Exorbitantes Kabinett oder Jazz Bigband Graz und tragen an den grossen Klangkörper vor allem eine gewandelte Spielhaltung heran. Denn dominierte traditionell bei Jazzorchestern zumeist die Lust an der Wucht, wird nun das Klangpotenzial mehr als Möglichkeit denn als Verpflichtung gesehen. “Urban Folktales”, das neunte Album der 1998 gegründeten Jazzbigband Graz, bietet beispielsweise collagenhafte Erzählungen, mal rockig, mal jazzgetönt, durchzogen von Electronics, Sphärenkängen, rhythmisch in der Welt von Afrika über Nordamerika bis Zentraleuropa zu Hause. Gastsolisten wie der Gitarrist Nguyên Lê, der Sänger Theo Bleckmann oder der Trompeter Verneri Pohjola verfeinern den eh schon exquisit besetzten Klangkörper. Das Motiv des eklektisch Folkloristen wird als Ideenstrang variiert, mit ein bisschen Minimalismus und etwas erwachsenem Pop-Flair versetzt, berauschend präsend gemischt und transparent arrangiert. Das ist frisches Hörkino mit Geschichten, die in anderen Welten wurzeln als frühere.

Ralf Dombrowski, März 2012

WAZ (DE)  LAUSCHEN

Sehr viel mehr als den Space Trip – The Day We Landed benötigt der Wandler zwischen den Welten der Musik nicht. Die Grazer Jazz Big Band (JBBG) verwöhnt mit dem dritten Stück des aktuellen Albums Urban Folktales, das seit dem 27. April über das Münchener Label Act erscheint, enorm viele Geschmäcker.

Es bietet dem Prog- und Art-Rock-Freund verwirrend-vertrackte Ausflüge, zeugt von großer Lust an großen Melodien ebenso wie vom Mut, dem Computer Ambient-Klänge zu entlocken. Das alles in gut zehn Minuten, die zeigen, dass Big-Band-Sound keinem Muster folgen muss, dass der Automatismus von Band, Solo, Band, Solo verzichtbar ist. Ohne auf große Solo-Momente zu verzichten, die der angesehene E-Gitarrist Nguyên Lê aus den Saiten kitzelt. Und so ist das Stück plötzlich ein hart rockendes Etwas.

Sehr viel mehr als das Seelenbaumeln benötigt der Wandler zwischen den Welten der Musik nicht. Die Grazer Jazz Big Band (JBBG) verwöhnt mit dem zweiten Stück des aktuellen Albums… – kommt bekannt vor? Aber wenn’s doch stimmt?! Seelenbaumeln ist ein schönes Stück Pop zu Beginn, wenn Theo Bleckmann gleich einem geerdeten Max Raabe ein Rosegger-Gedicht in die Melodie einweben darf. Der überaus schöne Rest des Stücks liebt feine Trompetentöne von Verneri Pohjola zum Chill-Hintergrund von Drum ’n’ Bass. Wenn die Folk-Klänge allmählich zu wimmeln beginnen, wie ein Schwarm Bienen auf einem reich gedeckten Wiesenfeld, und Bleckmann noch mal energischer ins Mikro reimen darf, dann ist das große Kunst. Die ein wenig so klingt, als habe Solo-Künstler Sting den Grenzübertritt zum Prog-Jazz geschafft. Und prompt überlebt der abgewandelte Refrain den Wechsel zum dritten Stück Space Trip… (siehe oben)

Nun ist es nicht so, dass die JBBG nur Neuland beträte, alte Strukturen verleugne. Eine Big Band ist eine Big Band ist eine Big Band und klingt auch im weltmusikalisch angehauchten Rêve Africain so. Wenn zum Beispiel Johannes Enders sein Tenorsaxofon in der Vordergrund spielen darf. Dann sind knapp 20 Minuten aber doch zu lang, als dass die Band um Horst-Michael Schaffer und Heinrich von Kalnein ausschließlich klassisch daherkäme. Der störend schöne Gesang von Hadja Koujaté reißt heraus aus dem üppigen Notenbett, in dem wir es uns gerade bequem gemacht haben.

Die sechs Stücke sind ein Erlebnis.

Lauschen, Volker W. Stephan, 4. Juli 2012

STEREO (DE)  WEGWEISENDER ORCHESTER-SOUND AUS ÖSTERREICH

Wegweisender Orchester-Sound aus Österreich. Während das Vienna Art Orchestra, das mehr als drei Jahrzehnte lang Massstäbe setzte, 2010 seine Erfolgsarbeit einstellte, macht seit einiger Zeit ein Grossensemble aus der Steiermark mit hochaktuellen Klangvorstellungen von sich reden: die JBBG – Jazz Bigband Graz.

Unter Leitung des Saxophonisten Heinrich von Kalnein und des Trompeters Horst-Michael Schaffer werden Akustik und Elektronik, BigBand-Sound und Worldmusic hier so konsequent verschmolzen, dass sie sich auf komplexe Weise durchdringen. In die herkömmliche Besetzung aus teils namhaften Instrumentalisten sind völlig organisch elektrische Zither und Drehleier, Drummer Gregor Hilbes Laptop und die kürzlich gestorbene Barba Buchholz’ Termin integriert, die dem Ganzen eine schwebende, space-artige Atmosphäre verleihen.

Nach dem mit Poesie und Songelementen durchwirkten “Electric Poetry & Low-Fi Cookies” (2008) spielt auf “Urban Folktales” ein Poem eines steirischen Dichters eine Rolle – Peter Roseggers “Seelenbaumeln”, geradezu entrückt gesungen von dem Gastvokalisten Theo Bleckmann. Auf ganz andere Weise entrückt, führt der melismatische Gesang von Hadja Kouyaté in westafrikanische Klangwelten (“Rêve Africain”), nachdem das Album orientalisch gestimmt eingeleitet wurde. Dafür gerät der Ausklang ausgesprochen funky (“Coming Home”). Solistische Sahnehäubchen setzen überdies handverlesene Gäste wie der vietnamesisch-französische Gitarrist Nguyên Lê, der finnische Trompeter Verneri Pohjoly und der italienische Posaunist Gianluca Petrella – jeder von ihnen mit ganz eigener Stimme. Eine Big-Band-Werkstatt zwischen Tradition und Futurismus.

Berthold Klostermann, Juni 2012

THE DAILY TELEGRAPH (UK)  IMMERSED IN A FASCINATINGLY ECLECTIC WORLD

The familiar big-band sound is recreated with verve and subtlety in this album from one of the liveliest of the new European jazz collectives. They are immersed in a fascinatingly eclectic world, involving electronic sounds and a truly global range of guest artists, including French/Vietnamese guitarist Nguyen Le, Finnish trumpeter Verneri Pohjola and Guinean singer Hadja Kouyate. Global fusions can often be flavourless; this one isn’t.

Ivan Hewett, May 19th 2012

ROCK/POP/JAZZ JOURNAL FRANKFURT (DE)  SPEKTAKULÄR ANDERS

Mit Bigband-Klischees hat das unkonventionelle Ensemble um Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer nichts im Sinn. Auch die neue CD klingt spektakulär anders, nicht nur wegen ihrer hymnischen Melodiebögen, filmisch-sugges- tiven Momente und klugen Programmierungen von Drummer und Co- Produzent Gregor Hilbe. Markante Akzente im individuellen Sound setzen die Vokalisten Theo Bleckmann und Hadja Kouyaté, Gitarrist Nguyên Lê, Saxofonist Johannes Enders und weitere namhafte Gäste. (5 Sterne)

Norbert Krampf, 25. April 2012

LIRA (SWE)  STORBANDSJAZZ

Den musikaliska palett som JBBG använder är mângfacetterad; det är som en nutida utveckling av den jazz som inleddes med The Third Stream och namn som Gil Evans. Alltsâ används storbandet mer orkestralt än vad termen storbandsjazz âtminstone fâr mig att associera till. Lägg därtill en hel del elektroniska, ovanliga insrument; theremin, elektrisk hurdy gurdy, elektrisk cittra och en del programmering ovanpâ det, sâ har bandet ytterligare klangvariabler.

Sâledes ligger mycket av spänningen i arrangemangen, som storbandet förvisso spelar med pregnans och inlevelse. Det finns plat för groovigt riffiga partier, nâgra lâtar med sângsolister och en hel del klangutflykter. Att de har med eminenta gäster, bland andra gitarristen Nguyén Lê, trumpetaren Verneri Pohjala och sângerskan Hadja Kouyaté, är förstâs ett plus, men det är bandet självt som imponerar mest med sitt täta varierade spel.

Andreas Lagercrantz, June 2012

KLEINE ZEITUNG  GRAZ, ORPHEUM 22.11.2010

Mit reduzierter Bläser-Section, drei Gast-Solisten, aber ohne Klavier präsentierte die Jazz Bigband Graz dann ihr neues Programm “Urban Folktales – And A Rose”, ein durchgestyltes und kontemplatives Konzept, das den Titel musikalisch selbstredend und ästhetisch durchaus schlüssig zu erklären vermochte. Was dem anfangs irritierten Publikum doch noch stürmische Akklamationen entlocken konnte.
Freilich waren es keine Ungefälligkeiten, die da mit changierenden Sounds, linearer
harmonischer Gangart, lang geschwungenen Melodien und poppiger Attitüde auch die Seelen baumeln ließen. Spacig bis groovy: 80% Sinnlichkeit, 20% Sophistication. Und ein Gedanke  Jazz.

Otmar Klammer, November 2010

JAZZWISE (GB)  THE DRONE EFFECT

It is fair to say that few jazz labels in the last two decades have championed the cause of big bands more that the ACT label. Producer Siggi Loch has presented an astonishing range of ensembles from the far out to the far in that suggest this venerable jazz institution still has plenty of shelf-life left and can still be a relevant and vital component of the contemporary jazz scene. Perhops no big band demonstrates this better than JBBG – the Jazz Big Band Graz. Those who have visited Graz in Austria will know it is home to a vital electronic jazz scene, with many cafés, bars and clubs giving space to electronic music with sound artists hunched over lap tops in a corner creating all manner of improvised music. JBBG reflects these influences, such as the drone effect that opens “Urban Tribes”, and they succeed in maintaining a resolutely contemporary stance throughout the album. Comprising six pieces, Urban Folktales is impeccably executed and articulated – such as the folklorish passages for soprano-led saxophones on “Urban Tribes”. Vocalist Theo Bleckmann’s other-worldly passage fits well with the disposition of the music on “Seelenbaumeln” that has a beautiful trumpet passage by Pohjoly that judges the mood perfectly. There are not too many theremin virtuosos in the world, but Barbara Buchholz makes a telling contribution here too. Highlight, though, is the world music-influenced “Rêve Africain” featuring Hadja Kouyate in an album that delivers for  more that in promises. (4 Stars)

Stuart Nicholson, May 2012

JAZZ’N MORE (CH)  AUFBRUCH IN KAUM ERKUNDETE SPHÄREN

Im Reigen der Jazzbesetzungen steht “die Big Band” oft für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Stil. Zwar gibt es einige solcher grosser Formationen, die die Traditionen von Gil Evans und Co. in die Postmoderne weitergetrieben haben. Aber dass eine Big Band so unbeschwert Neues integriert und dabei die angestammte Instrumentierung doch zu Wort kommen lässt, ist doch überwältigend. Man beachte: In der Jazz Bigband Graz zählen neben der vollständigen gewohnten Instrumentierung auch allerlei Electronics, ein elektrisches Hurdy Gurdy und ein Theremin zur Stammbesetzung! Neben dieser erfrischenden Vielfalt nehmen die Special Guests eine entspannt egalitäre Position ein – und sie vermögen sich darin dementsprechend unprätentiös einzuordnen. Spätestens ab der dritten Nummer “Space Trip – The Day We Landed” hat die angereicherte Formation zum extra-atmosphärischen Höhenflug abgehoben und findet über “High Voltage”, einen fast endlosen “Rêve Africain” auch wieder sicher ins Baikonur des “Coming Home” zurück. Die Stücke haben viel Zeit, sich ruhig einzulassen und münden verlässlich in einer mitreissenden STimmung, in der sich die einzelnen Stimmen schwerelos entfalten – tatsächlich ein Aufbruch in noch kaum erkundete Sphären.

ct, Mai 2012

GENERAL ANZEIGER BONN (DE)  KONZERT 19.5.2012

Authentizität, musikalische Vollendung und schöpferische Dialoge prägten den Auftritt der britischen Sängerin Norma Winstone mit Clauco Venier am Flügel und Klaus Gesing (Sopransaxophon und Bassklarinette).  Experimentierfreude und ein geradezu erfrischend respektloser Umgang mit Musikstilen von Progressive-Rock über Swing und Hardbop bis hin zu Drum’n’Bass und folkloristischen Einflüssen aus dem arabischen und afrikanischen Raum bestimmten die Musik der 15-köpfigen Jazz Big Band Graz (JBBG) unter der Leitung von Heinrich von Kalnein (Saxophone und Querflöte) und Horst-Michael Schaffer (Gesang und Trompete).  Zwei wunderbare Geschichtenerzähler beendeten am Samstag das 3. Jazzfest Bonn im Forum der Bundeskunsthalle.

Die Welt ist ihr nicht genug: Die Jazz Big Band Graz spielt mit allerlei Sounds, ob sie  elektrisch verstärkt und verzerrt von der Drehleier kommen oder wie aus den Weiten des Kosmos, ein Eindruck, den die bewegten Bilder auf der großen Leinwand dahinter bestärken. Keine Frage, die deutsch-österreichische Truppe ist ein Erlebnis für die Sinne. Schwarz-weiße dokumentarische Filmeindrücke von Fischern in ihren Nachen, Kanonen, Sportlern, Agitatoren werden mit farbigen Mustern, Bildern aus dem Weltall  und Negativbildern der Musiker verfremdet und als großartige fließende Collagen an die Leinwand geworfen.

Archaische Klänge mischen sich mit beeindruckenden Bläsersätzen, lyrische Gesänge werden abgelöst von mitreißenden und spannungsgeladenen Soli der Drehleier, Posaune, Keyboards oder Saxophone. Solistische Highlights: Gregor Hilbe hat nicht nur alle Tricks eines Schlagzeugers drauf, er bearbeitet sein Werkzeug mit Händen und Stöcken, spielt elektronische Sounds hinein und schafft wunderbare Rhythmuswelten; Henning Sieverts, Echo-Preisträger von 2010 und im vergangenen Jahr bereits mit seinem fantastischen Trio auf dem Jazzfest zu hören, beweist  wieder einmal sein ungeheures Klangpotenzial, und der Chef selbst, Heinrich von Kalnein, überzeugt bei dem Stück „Coming Home“ mit einem Solo auf dem Sopransaxophon, das einen Spannungsbogen zwischen Melodiösität, Expressivität und einer gehörigen Portion Risikofreude entwickelte. (…)

Cem Akalin, 20.05.2012

FINANCIAL TIMES (GB)  SPACEAGE MYSTERIES

The multi-layered big band blends brass sonorities and zippy electronica with a light, diciplined touch and a slew of global influences. Compositions shift styles and change tack as riffs shimmer over deadpan beats and Nguyên Lê’s guitar yields to winsome trumpet. There are spaceage mysteries, full-blown solos and heart-tugging vocals – Hadja Kouyaté from Guinea plangent on “Rêve Africain”; Theo Bleckmann lyrically offbeat on “Seelenbaumeln”. Best when adventurous … !

13th May 2012

DIE WELT  ALPENLÄNDISCHES HEIMATGEFÜHL

Sehr beeindruckend dagegen, wie die “Jazz Bigband Graz“ alpenländisches Heimatgefühl aktualisiert. Verstärkt mit Drehleier, E-Zither und der von Barbara Buchholz faszinierend gespielten Luft-Harfe Theremin wurden Pop, Bigband, Elektronik und Volksgut eins.

Josef Engels, November 2010

BERLINER MORGENPOST  SYMPATHISCHE EXOTEN

Sehr beeindruckend, wie die ,Jazz Bigband Graz” mit ihrem Programm “Urban Folktales … And a Rose!” alpenländisches Heimatgefuhl aktualisiert. Verstärkt mit Drehleier, E-Zither und der von Barbara Buchholz faszinierend gespielten Luft-Harfe Theremin vermittelt die Großformation bewundernswert zwischen State-of-the-Art-Elektronik Gegenwarts Big-Band-Arrangements a la Maria Schneider, Pop-Songs und Gedichten aus Österreich oder dem Weltall. Am seltsamsten wirkt die Umkehrung aller Verhältnisse, wenn das Ensemble mit “Reve Africain” folklorefuturistisch Afrika nachspürt. Die sympathischen Exoten, das sind wir, die Europäer.

Josef Engels, November 2010

ALL ABOUT JAZZ (USA)  UNIQUE SOUND

Despite the inherent problems of managing large numbers of musicians, funding their activities, and finding venues large enough to host ensembles of 15-plus players, the jazz big band is undergoing something of a revival. Jazz Bigband Graz, from Austria, is yet another fine ensemble from Europe, and Urban Folktales shows that imaginative new directions in big band jazz are still ripe for exploration.

Jazz Bigband Graz was founded in 2000. Its previous albums include Plays the Music of Bob Brookmeyer (Mons Records, 2002) and Joys and Desires, which featured John Hollenbeck (Intuition, 2005): this is not a big band which relies on the old staples. On Urban Folktales the band is led by directors Heinrich von Kalnein and Horst-Michael Schaffer, who also compose its original tunes. Their compositions give the Jazz Bigband Graz a unique sound, incorporating traditional big band instrumentation and section playing, but mixing this up with electronic processing, sampled voices and the impact of African and European musical influences.

With the welcome addition of the electric zither, electric hurdy gurdy and theremin, there’s a quirky inventiveness to the JBBG’s instrumental lineup too. All three have a spooky, spectral quality that complements the more usual big band brass and reeds. These more traditional front line instruments are not to be outdone. The ensemble sound is beautifully balanced, each section demonstrating a command of dynamics and a range that extends from calm beauty to full-on power. The entry of the brass and reed sections in the opening seconds of “Rêve Africain (Part Two: The Revelation)” is terrifically dramatic and creates an irresistible groove that stays in place beneath Johannes Enders’ lyrical tenor saxophone solo.

The electric hurdy gurdy, played by Matthias Loibner, takes the spotlight on “Urban Tribes,” an up-tempo, urgent tune lent a certain air of Eastern European folk music not only by the hurdy gurdy’s lonely wail, but also by the pulse set up by the band’s rhythm section. “Seelenbaumein” features Christof Dienz’s electric zither and Barbara Buchholz’s theremin. Together with guest singer Theo Bleckmann, the players add a new dynamic to the usual big band line up and successfully build the song’s other-worldly atmosphere. Finnish trumpeter Verneri Pohjola’s solo flows beautifully.

“Space Trip—The Day We Landed” opens and closes with the sampled voices of the Apollo 8 crew before Bleckmann joins in with his pure, plaintive vocal. As the song develops a more familiar big band sound, guest guitarist Nguyên Lê’s soaring, dynamic solo—underpinned by Gregor Hilbe’s fierce percussive attack—builds the tune to a dramatic climax.

The JBBG opens up some wonderfully creative pathways for the contemporary big band. The mix of horn section power and instrumental eccentricity—with the theremin and electric zither—creates an innovative and engaging sound, while Bleckmann’s distinctive vocal is used to superb effect. Urban Folktales is a genuinely contemporary big band album.

All About Jazz, USA, Bruce Lindsay, April 27 2012

FAZ (DE)  “ERWEITERTE PERSPEKTIVEN” – KONZERT CENTRALSTATION DARMSTADT SEPTEMBER 2013

Wohl kaum ein anderes Jazz-Format ist so mit Klischees beladen wie die Big Band. Zumal es vergleichsweise wenige große Ensembles gibt, die entschlossen mit den Traditionen brechen. Zu ihnen gehört schon seit Jahren die Jazz Bigband Graz (JBBG). Unter der künstlerischen und geschäftlichen Leitung von Horst-Michael Schaffer und Heinrich von Kalnein kreiert die Band einen individuellen Sound, der nicht nur dank elektronischer Vignetten modern erscheint. Die Kompositionen lassen alle Swing- und Tanzband-Assoziationen hinter sich, vereinen vielmehr poetische Song-Ästhetik und rhythmische Finesse, hymnische Melodiebögen und Minimal-Strukturen, unaufdringlich eingängige und komplexe Passagen.

Zum Charakter der JBBG gehört, atypische Instrumente zu integrieren. Früher war es das futuristische Theremin der inzwischen verstorbenen Barbara Buchholz; auf dem bislang letzten Album Album „Urban Folktales“ sind elektrische Zither und Gitarrist Nguyên Lê zu Gast. Seit einiger Zeit gehört Drehleier-Virtuose Matthias Loibner fest dazu; analog zur CD leitet er nun die Konzerte a capella ein. Es ist sicher keine Übertreibung, Loibner als Jimi Hendrix der elektrischen Drehleier zu bezeichnen. Selbstverständlich spielt er bisweilen folkloristische, schwungvoll-kreiselnde Themen, aber eben auch psychedelisch angehauchte Passagen und kratzig-flirrende Obertöne. Ähnlich überraschend erscheint Uli Rennerts Lapsteel-Gitarre im Umfeld einer Bigband. Seine Glissandi oder splittrigen Fragmente vermeiden natürlich alle Bezüge zu Country-Music oder gar Hawaii-Kitsch. Rennert sorgt auch für offensiv elektronische Facetten, entlockt diversen Synthesizern nicht nur während eines spektakulären Solos bizarre Sounds. Unterstützt wird er dabei vom versierten Schlagzeuger Gregor Hilbe. Der Schweizer hat sich schon bei anderen Bands als ausgefuchster Programmierer profiliert und fungiert seit rund sechs Jahren als Co-Produzent der JBBG. In einem schamanistischen Drum-Solo, aber auch im Hintergrund vieler Kompositionen bereichert Hilbe den Puls und Klang des Ensembles mit pointiertem Knistern, Zischeln und Pochen aus Platinen.

Natürlich dominieren die insgesamt 11 Bläser das akustische Panorama. Diverse Flöten, Klarinetten und Flügelhörner pflegen eher sanften Ausdruck, in anderen Passagen trumpfen gleißende Trompeten- und Posaunen-Fanfaren auf. Oft steckt der Witz im Detail. Bei „Rêve Africain“ intonieren Holz und Blech zunächst humorvoll neben der Spur; in mehreren Stücken umspielen sie sich dagegen präzise mit Kanon-artig versetzten Miniaturen oder statischen Figuren, die an Steve Reichs Minimal Music erinnern. Der gut 12-minütige „Space Trip“ klingt anfangs eher wie ein drohender Unfall, entwickelt sich dann aber zum echten Höhenflug.

Seit 2003 führen Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer die JBBG und haben in der Zeit vier Produktionen realisiert. Von je her strebten sie nach einem vergleichsweise leiseren, trotzdem orchestralen Klang als Alternative zu anderen Bigbands. Ihre ziselierten Arrangements spielen mit Transparenz, Verdichtung und Dynamik, lassen sich von Filmmusik oder Romantik à la Mahler inspirieren. Keinesfalls dienen die Stücke primär als Vehikel für Solisten. Dennoch lassen alle aktuellen Kompositionen Raum für einzelne Improvisationen. Johannes Enders brilliert mit charismatisch-variablem Ton und phantasievollen Modulationen auf dem Tenorsaxophon, von Kalnein steigert sich auf dem Sopran in mitreißende Expressivität. Hingegen steht Schaffer nicht etwa als Trompeter, sondern als Sänger mit klarer, warm timbrierter Stimme einige Male im Vordergrund. Das unkonventionelle Konzept der Jazz Bigband Graz und ihre ausgefeilte, dabei nie akademische Ästhetik verleihen ihr eine besondere Stellung in der aktuellen Szene. Sie vermag auch solche Hörer zu begeistern, die sich selbst nicht unbedingt als Jazzfans bezeichnen würden.

NORBERT KRAMPF, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 28.09.2013

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