Times of Change Vol.2 (CD & Vinyl)

NATANGO MUSIC 2021

19. Oktober 2021
JBBG Smål - GRAN RISERVA
Natango Music
Producer: John Heitzmann for Natango Music & JBBG
Number of discs: 1

TRACKLIST

01 Summer of 18 (Heinrich von Kalnein) 6:13
02 Coromandel (Nguyen Le / Klawei Musikverlag) 07:25
03 Where are we going (Heinrich von Kalnein) 07:18
04 Inside Out (Horst-Michael Schaffer) 09:09
05 Shall I compare* (Horst-Michael Schaffer) 09:38
06 The Conundrum of the Giraffe’s Neck (Uli Rennert) 08:42

Total playing time: 39:27

*The lyrics are based on William Shakespeare’s sonnet 18
“Shall I compare thee to a summer’s day?”

MUSICIANS

Horst-Michael Schaffer – Vocals, Trumpet, Flügelhorn
Heinrich von Kalnein – Tenor- & Soprano Saxophone
Uli Rennert – Keyboards, Lapsteel Guitar
Thomas Wilding – Electric Bass
Tom Stabler – Drums, Live Electronics

Guests:
Nguyên Lê – Electric Guitar (2, 3)
Wolfgang Puschnig – Alto Saxophone, Flute (3, 5)

“When we decided to produce a recording I wanted to have French-Vietnamese guitar virtuoso Nguyên Lê and the doyen of the Austrian jazz scene, alto saxophonist and flutist Wolfgang Puschnig to record with us. Both of them have a very distinct sound and they fit perfectly to our quintet. The music comes in equal parts from my long-time JBBG – JAZZ BIGBAND GRAZ partner Horst-Michael Schaffer, keyboardist Uli Rennert and myself.

After two days we were done and very satisfied – and had material for at least two productions! I believe that we developed something very special with this band and we do have a lot of fun – of and on the stage as well as the studio.”

Heinrich von Kalnein

Als CD und Vinyl erhältlich.

CREDITS

Recorded January 22 – 24, 2020 at ArteSuono Studio, Cavalicco (UD), Italy. Recorded, mixed and mastered by Stefano Amerio. Produced by Heinrich von Kalnein for JBBG – JAZZ BIGBAND GRAZ. Edits at audio! Studio Graz, Austria by Christopher Frank. Executive Producer: JBBG – JAZZ BIGBAND GRAZ.

Photos by Peter Purgar and Rory Alec.
Graphic artwork by Peter Hoffmann.

Videos shot and edited by Rory Alec Stephen.
Additional video footage by Simon Reithofer.

Produced by Heinrich von Kalnein and John Heitzmann for Natango Music.
Executive Producer: JBBG – JAZZ BIG BAND GRAZ.

(p) & © 2020 Natango Music

PRESS REVIEWS

Westfälischer Anzeiger (D)

5.01.2022

von Ralf Stiftel

Vor einem Jahr brachte ein Quintett um die Bandleader Horst-Michael Schaffer (Trompete) und Heinrich von Kalnein (Saxofon) „Times Of Change“ heraus, ein kerniges Fusion-Jazz Album, eingespielt von Musikern der Jazz Bigband Graz. Offensichtlich war bei der Session noch einiges gutes Material liegen geblieben, und so gibt es nun die Fortsetzung mit fünf weiteren Titeln. Das beginnt geschmeidig mit „Summer of 18“ über einem entspannten Groove mit samtigen E-Piano-Akkorden von Uli Rennert, einem runden Basspuls von Thomas Wilding und dem subtilen Schlagzeug von Tom Stabler. Schon da zeigt die Band ihre Klasse. Und den Extraschub verpassen der Gran Riserva die musikalischen Gäste. Erneut langt Nguyên Lê in die Saiten, die Komposition „Coromandel“ stammt sogar von ihm. Da läßt er die E-Gitarre flirren und sirren und natürlich hat er später noch ein kraftvolles Solo. Und Wolfgang Puschnig bereichert „The Conundrum“ mit einem ausgedehnten Flötensolo. Bei „Shall I Compare“ tritt Schaffer auch als Sänger auf, der mit Shakespeare-Versen einen folkigen Ton anschlägt, ehe das Saxofon-Solo wieder in die jazzigeren Gefilde führt.

CONCERTO_6-21

Gran Riserva: Jazz Fusion ist kein Schimpfwort

Im Interview versuchte Heinrich von Kalnein, einer der beiden Bandleader des Quintetts JBBG Smal, die Musik der Band zu definieren. Er scheute sich, diese als Jazz Fusion zu benennen. Natürlich, in den 60 Jahren, seit das Genre am Leben ist, kam neben Phänomenalem viel Entbehrliches in Publikation. „Times Of Change“ ist aber sicher großartige Musik mit Charakter, höchster Sensitivität und spannendem Groove.
Das hohe Niveau an imposanten Kompositionen, wie es schon auf „Times Of Change – Vol. 1“ zu genießen war, setzt sich auf „Vol. 2“ nahtlos fort. Die Aufnahmen wurden im Jänner 2020 in einem Studio nächst Udine in einem Guss in 3 Tagen gemacht. Um den Verkauf von „Vol. 1“, erschienen im Juni 2020, nicht zu kannibalisieren, brachte man mit „Vol. 2“ weitere 5 Nummern dieser Session erst jetzt auf den Markt. Neben der Stammbesetzung mit Horst- Michael Schaffer (voc, tp, flh), dem zweiten Bandleader, Heinrich von Kalnein (ts, ss), Uli Rennert (keyb, Lap Steel Guitar), Thomas Wilding (e-b) und Tom Stabler (dr) hatte man noch zwei prominente Gäste für je zwei Titel eingeladen: Nguyên Lê (git) und Wolfgang Puschnig (as, fl). Das Traurige des Tonträgers ist, dass es die letzte Studioarbeit des unvergesslichen Uli Rennert ist, der im Februar an COVID verstarb. Doch von Kalnein blickt natürlich nach vorne und freut sich über Ulis Nachfolger, Karen Asatrian, einen armenischen Pianisten, der mehr als 20 Jahre in Österreich lebt und immer wieder selbst durch außergewöhnliche Projekte von sich reden macht.

NRW jazz

Shakespeare lässt grüßen

Vor gut einem Jahr hat JBBG Smål – GRAN RISERVA mit sehr großem Erfolg “Times of Change Vol.1″ herausgebracht. “Vol. 2” erscheint nun am 2. November. Shakespeare’s Sonnet “Shall I compare thee to a summer’s day?” spielt dabei eine besondere Rolle und gibt dem Album eine besondere Note.

Über die Band und die erste CD haben wir schon vor einem Jahr in einem Report über ‚Jazz in Österreich‘ berichtet. Schon damals war klar, dass es noch mehr Aufnahmen gab. Die liegen nun vor.

Mit Summer of 18 beginnt das Album, komponiert von Heinrich von Kalnein. Ich hab mir versichern lassen, dass es dabei nicht um den Sommer in Shakespeare’s Sonnet geht, sondern um eine Erinnerung an den Sommer 2018. Und der kommt locker flockig rüber. Das laszive Sax mäandert über einem bewegten Groove, Thomas Wilding bringt ein Bass-Solo ein, mit seiner gestopften Trompete führt Horst-Michael Schaffer das Stück zu einem harmonischen Schluss.

Coromandel ist ein kleiner Ort auf einer Halbinsel von Neuseeland. Nguyên Lê war wohl dort und hat das Stück komponiert. Vielleicht will er uns damit seine Reiseeindrücke mitteilen?
Wenn man will, kann man es heraushören: Ein exotisch klingendes Intro von Nguyên Lê auf seiner Gitarre und Uli Rennert an der Lapsteel Guitar schafft eine dem Titel entsprechende Atmosphäre, zeitweise rauscht das Meer (live electronics?). Sehr harmonisch dann das Flötensolo mit asiatischen Klängen, vielleicht pentatonisch, begleitet von der Trompete und von den langsamen, aber kraftvollen Drums von Tom Stabler. Der Komponist steuert ein Gitarrensolo mit viel Vibrato bei. Sax und Gitarre wiederholen dann mehrmals ein Thema, ein letztes Meeresrauschen und das Stück klingt aus. Recht geruhsam scheint es in Coromandel gewesen zu sein, aber kaum langweilig.

Where do we go from here? sang Peter Cetera der Band Chicago 1969 nach der Mondlandung. Das klang allerdings noch optimistischer als Where are we going?, das dritte Stück des Albums der JBBG. Das zentrale Motiv besteht aus nur zwei Tönen, das kennt man von Beethoven, hier allerdings mit einem Halbtonschritt nach unten. Und das zieht runter, mehr als der klassische Quintfall. Es baut aber auch Spannung auf, bei James Bond klingt es manchmal ähnlich. Verschiedene Solisten variieren das Thema, darunter die beiden ‚special guests‘ Nguyên Lê undWolfgang Puschnig, dieser diesmal mit dem Altsax.

The Conundrum of the Giraffe’s Head, komponiert von Uli Rennert, ist ein Rätsel in mehrerer Hinsicht. Dass Conundrum Rätsel bedeutet, konnte ich nachschlagen. Dass das Rätsel auch darin besteht, dass man die Länge der Giraffenhälse nicht erklären kann, habe ich erst über die Band erfahren. Das Stück lebt besonders von Wolfgang Puschnigs Flöten-Soli, die mich an Vogelgezwitscher erinnern, aber vielleicht sitzen die ja auf dem Giraffenkopf? Rätselhaft …

Das zentrale Stück der CD mit fast 10 min ist Shall I Compare von Horst-Michael Schaffer. Hier geht es um mehr als Erinnerungen und Gefühle. Ähnlich wie schon bei Inside Out auf dem ersten Album hier die Thematik des ‚Times of Change‘ im Vordergrund.
Schaffer singt zuerst einen selbst verfassten Text, in dem es um einen unbekannten Poeten geht, der durch seine Literatur ewig weiterlebt. Ist Shakespeare gemeint? Das klingt feierlich, fast schon weihnachtlich. Doch dann bauen Bassist und Drummer Spannung auf und auf diesem Hintergrund setzt Schaffer mit dem Shakespeare-Text ein. Es handelt sich um das Sonnet No. 18:
“Shall I compare thee to a summer’s day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer’s lease hath all too short a date:
… But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou owest;
Nor shall Death brag thou wander’st in his shade,
When in eternal lines to time thou growest:…”*
In diesem Gedicht geht es um eine Liebesbeziehung. Doch die JBBG hat sich wohl noch mehr dabei gedacht. ‚Rough winds‘ wehen auch uns um die Ohren und der ‚eternal summer‘ unserer bisherigen Lebensweise ist in der aktuellen time of Change wohl auch vorbei. Besitzstände sind gefährdet (lose possession), globale Bedrohungen (Death) nehmen zu.
Auch der Aufbau des Stücks steht für diese Entwicklung. Nach dem harmonischen Beginn wird die Begleitung zunehmend komplexer und lauter und geht in ein langes Saxsolo von Heinrich von Kalnein über, Uli Rennert spielt mit elektronischen Klängen Zukunftsmusik. Das klingt unruhig und man könnte es als Verunsicherung interpretieren, die Umbrüche meistens mit sich bringen. Im Outro dann wieder ein harmonischer Zusammenklang, denn am Ende des Sonnets heißt es ja:
‚So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this and this gives life to thee.‘

Wenn ich eine Rezension geschrieben habe, ist das Album für mich oft erstmal ‚abgehakt‘. Bei den Alben der JBBG ist das anders. Die höre ich mir auch später gerne noch einmal an und ich freue mich schon auf das nächste Album. Wann kommt die Band auch mal nach NRW? Heinz Schlinkert

JAZZTHETIK 01/02-2022

4 ½*

von Andreas Schneider

Das Konzept dieser Formation ist so einfach wie bestechend. Seit 2001 verbindet die Combo um den Trompeter Horst-Michael Schaffer und den Saxofonisten und Flötisten Heinrich von Kalnein einschmeichelnd-schöne Melodien mit trickreichen Rhythmen und geschickt eingesetzten Elektronik-Spielereien zu einem individuellen Sound. Trompete und Saxofon ergeben dabei praktisch das Klangbild einer Mini-Bigband. Der Opener „Summer of 18“ zeigt von Kalneins kompositorische Fähigkeiten im besten Licht. Über einen tänzelnden afrikanischen Groove von E-Bass und Drums bauen die beiden Leader ein gefühlvolles Thema auf. Melodie dominiert über leere Virtuositätsdemonstration. Uli Rennerts souliges E-Piano rundet den Gesamteindruck ab. Über die Jahre hinweg blieb die Formation in ständigem Entwicklungsfluss, was durch musikalische Gäste aus dem Umfeld der Band befeuert wurde. Der französisch-vietnamesische Gitarrist Nguyên Lê gehört zu diesem Umfeld. Sein Stück „Coromandel“ fällt mit sphärischen Klängen aus dem Rahmen des Albums, ohne diesen zu sprengen. Unverkennbar ist dabei Nguyên Lês individueller Gitarrenstil. Von fröhlicher Leichtigkeit getragen ist Schaffers „Shall I Compare“, wo er auch als Sänger brilliert. Rasant treibt Thomas Wildings E-Bass das Stück an. Stilvolle Eleganz paart sich in diesem Bandkonzept mit experimenteller Schräge. Ein Album, das sowohl Jazz-Freaks als auch Musikfreunde anderer Sparten Freude machen dürfte.

Eine Formation mit enormem Potential

Kurz und gut, JBBG Smål – Gran Riserva ist keineswegs eine Taschenbuchausgabe der renommierten Jazz Bigband Graz, sondern ein Quintett, das mit ausdrucksstarken Melodien, jazzig-musikalischen Überraschungen und reichlich Raum für Improvisationen glänzt. Jede der 6 Kompositionen birgt eine Faszination und ein musikalisches Abenteuer in sich. Als Beispiele: „Coromandel“ von Lê beginnt vernebelt und mit eigentümlichen Soundscapes. Später lässt der Gitarrist sein Instrument quengeln und jammern. Finster und bedrückt erzählt von Kalneins Ballade über unseren vermaledeiten Zeitgeist „ Where We Are Going“. Rennerts Synthesizer untermalt brummelnd und düster. Horst-Michael Schaffer ist nicht nur ein phantastischer Trompeter, auch als Sänger ist er brillant; nachzuhören auf „Shall I Compare“, basierend auf einem Text von William Shakespeare. Ein Tonträger der absoluten Sonderklasse.

ewei

JazzPodium 12_21 – 01_22

Die Bigband eine Nummer kleiner gedacht. lm Schneller- höher – weiter – Zeitalter ist dies eine Ansage mit Haltung. Dass das bestens funktioniert, haben Saxophonist Heinrich von Kalnein und Trompeter Horst-Michael Schaffer bereits im vergangenen Jahr bewiesen, als sie sich die Rhythmusgruppe ihrer Jazz Bigband Graz schnappten, den Gitarristen Nguyên Lê und den Saxophonisten Wolfgang Puschnig dazu baten, um ein Album einzuspielen, das einmal nicht auf die Wirkung der großen Klangdichte baut. Nun gibt es Teil 2 der Aufnahme-Session. Und die macht genauso viel Spaß wie die erste Lieferung. Weil hier begnadete lnstrumentalisten ganz locker und ohne Limits drauflos spielen und eine wunderbar entspannte Musik erzeugen, die nichts neu erfinden möchte und dennoch viel Spannendes zu bieten hat.
Da steht gleich zu Beginn mit »Summer of 18« ein echter Fusion-Knaller, der direkt aus den 1970er-Jahren zu kommen scheint, da ist »Coromandel«, eine von flächigen Klangwolken getragene Komposition, in der Lê seinen typischen Wabersound erzeugt, das poppige »Shall I Compare« mit einem quirligen Sopran-Saxophon- Solo von Kalneins, das Balladen-Werk »Where Are We Going« mit lange gedehnten, düsteren Melodielinien und das verschleppte »The Conundrum of the Giraffe’s Neck«, auf dem Altmeister Puschnig über einer vertrackt pulsierenden Rhythmusgruppe ein verqueres Flötensolo abliefert.  Michael Stürm

JAZZTHING #141 11/21 – 01/22

18 Musiker gehören eigentlich zur Jazz Bigband Graz – unter der Leitung von Saxofonist / Flötist Heinrich von Kalnein und Trompeter / Sänger Horst-Michael Schaffer. Die JBBG Smål – Gran Riserva ist die kleine Version des fulminanten Ensembles, mit von Kalnein und Schaffer. Kurz vor der Pandemie nahm man zu fünft in nur drei Tagen genug Material für zwei Alben auf – abenteuerlustiger Fusion- Jazz mit funky Avantgarde- Touch. Traurig: Im Februar dieses Jahres verstarb der Keyboarder Uli Rennert an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung – mit gerade einmal 6o Jahren. „Times Of Change Vol. 2″ war nicht Rennerts letzte Aufnahme – aber hier zeigt sich einmal mehr, wie sehr der studierte Jazzpianist sich zeitlebens der Erforschung des Musizierens mit analogen Synthesizern verschrieben hatte. Das Shakes-
peare-Sonett “Shall I Compare Thee To A Summer’s Day” wird hier von Schaffer arrangiert, aber den großartigen Fusiontwist bekommt es erst durch Rennerts Wah-Wah-Solo. Nicht zu vergessen: der exquisite Gastauftritt von Gitarrist Nguyên Lê. jp

STEREO Magazin

Aller guten Dinge sind zwei. Schließt doch “Times Of Change, Vol 2” nahtlos an den Erstling der zum Quintett “JBBG Smål – Gran Riserva” mutierten Jazz Bigband Graz an. Mit quirligen Retro-Sounds zwischen groovigem Progressiv Rock und delikatem Electro-Jazz (samt einer Shakespeare-Vertonung), was so vertraut wie wundersam zeitgemäß tönt. Herausragend: Heinrich von Kalneins ohrwurmiges “Where Are We Going” mit den Vergoldern Wolfgang Puschnig und Nguyên Lê, dessen “Coromandel” fein nach Miles Davis schmeckt. Nix Topfen, allererstes Schlagobers. Sven Thielmann

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(c) Jazz Bigband Graz, Horst-Michael Schaffer & Heinrich von Kalnein; Impressum